Text und Bild : www.ikz-online / Hartmut Becker
Der SPD Ortsverein Letmathe hat den Verein „flaschenkinder“ besucht, um sich über dessen Arbeit zu informieren.
„Bei uns gibt es keine Probleme mit Alkohol in der Familie und wer das behauptet, der will uns nur anschwärzen“. Das ist nur eine Antwort, die oftmals städtische Mitarbeiter des Jugendamtes an der Wohnungstür hören, wenn sie Hinweisen aus der Nachbarschaft nachgehen, in einer bestimmten Familie gäbe es ein Alkoholproblem mit Vater oder Mutter und darunter würden besonders die Kinder leiden.
Oftmals sind es bei Betroffenen Scham und Angst, bei staatlichen Stellen um Hilfe zu bitten. Im schlimmsten Fall droht der Verlust der Kinder, die in ein Heim gebracht werden, wenn beide Eltern dem Alkohol verfallen sind.
Besonders leiden die Kinder darunter, wenn ein oder beide Elternteile Alkoholiker sind.
Nicht nur für sie, sondern auch für die Erwachsenen ist der Iserlohner Verein „flaschenkinder e. V.“ eine Anlaufstelle, wo ihnen schnell und unbürokratisch geholfen wird. Erreichbar ist der Verein unter den Notfallnummern 02371/151353 (für Kinder) sowie 02371/26263 (für Erwachsene). Am Samstag besuchte der SPD-Ortsverein Letmathe mit seinem Vorsitzenden Jörg Wagner den Verein, um sich einerseits zu informieren und andererseits eine Spende zu überreichen. Gegründet wurde der Verein von Kathrin Thielmann-Lange, die selbst Tochter eines alkoholkranken Vaters war. In Hans Stumm, der sich für die Anonymen Alkoholiker engagiert, fand sie einen Mitstreiter. Das Ziel: Kinder, deren Eltern an Alkoholismus erkrankt sind, einen Weg zu zeigen, mit der Krankheit besser umgehen zu können. „Der Verein Flaschenkinder will Signale setzen, damit diese Kinder nicht länger überhört und übersehen werden können“, sagt Hans Stumm. Denn die Zahl der Betroffenen ist groß, sagt Thielmann-Lange mit Blick auf die Statistik: „Wir haben etwa 2,8 Millionen Alkoholabhängige in Deutschland – wenn man bedenkt, wie viele Kinder die haben, ist das doch ein Thema!“ Das Engagement der beiden mündete im vergangenen Jahr sogar in einer ganz besonderen Auszeichnung: Ihnen wurde der Bürgerpreis 2012 einer Zeitung verliehen.
Thielmann-Lange, Stumm und weitere 15 ehrenamtliche Mitarbeiter kümmern sich um die betroffenen Erwachsenen und Kinder, die den ersten Schritt gemacht haben, um sich helfen lassen zu wollen.
Besonders dankbar ist der Verein, dass die Stadt Iserlohn ihnen Räume für eine geringe Miete überlassen hat. Der Standort wird aus Gründen der Anonymität geheim gehalten. Auf die Frage nach weiteren Wünschen antwortete Thielmann-Lange: „Es wäre schön, wenn durch Spenden unsere Mitarbeiter Kurse besuchen könnten, um sich psychologisch schulen zu lassen. Wer nun gern den Verein ebenfalls unterstützen möchte kann dies auf das Konto 778290 der der Sparkasse Iserlohn, BLZ 44550045 tun. Oder einfach mal auf der Homepage des Vereins im Internet unter www. flaschenkinder.de vorbeischauen.